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Reisen in der Elternzeit

In Deutschland haben wir das Glück ab der Geburt eines Kindes bis zu 14 Monate Elterngeld zu erhalten, wenn beide Eltern Elternzeit nehmen. Die beiden Elternteile können den Zeitraum frei untereinander aufteilen. Ein Elternteil allein kann höchstens zwölf Monate für sich in Anspruch nehmen. (Mehr Informationen zur Elternzeit findet Ihr hier.)

Diese Zeit eignet sich hervorragend, um eine erste gemeinsame Reise als Familie zu machen. Aber es gibt auch einiges zu berücksichtigen und abzuwiegen. Die erste Zeit mit Kind ist oft wahnsinnig anstrengend und manchmal fühl es sich so an als packe man für eine Weltreise, obwohl man nur kurz in den Park will. Das Leben, wie man es kennt, ist einfach grundlegend anders und der Tagesablauf ist zu 100 % fremdbestimmt. Nicht jeder möchte in dieser Zeit weit weg von zu Hause verbringen und das ist auch völlig in Ordnung so.

Vor- und Nachteile einer Reise in der Elternzeit

Vorteile:

  • Man kann gleichzeitig bezahlte Elternzeit nehmen
  • Wann hat man je so viel Zeit zusammen
  • Noch kann man relativ problemlos fliegen – mit Kleinkindern wird das Fliegen besonders auf einer Langstrecke oft zum Alptraum
  • So lange Babys noch so klein sind, dass man sie tragen kann, ist man sehr unabhängig. Sobald Kinder laufen, ist diese Freiheit erstmal vorbei für einige Zeit.
  • Das Kind reist meist umsonst mit
  • Stärkt das Familiengefühl

Nachteile

  • Risiko bei Krankheiten und Infekten
  • Versorgung durch Kinderärzte
  • Travel light ist nicht mehr. Neben den ganzen Klamotten, Windeln, Fläschchen, Spielzeug muss man auch noch den Kinderwagen einpacken und einen Autositz
  • Kinder sind Gewohnheitstiere und lieben ihre gewohnte Umgebung. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man die Reise trotz Kind macht und nicht für das Kind.
  • Erholung im Urlaub gehört der Vergangenheit an. Urlaub ist oft anstrengender als zu Hause

Das beste Babyalter für die Reise?

Die beste Zeit mit einem Baby zu Reisen ist zwischen 6 und 9 Monaten. Dann sind die kleinen aus dem Gröbsten raus, haben sich schon an die Welt gewöhnt und vor allem schon die ersten Impfungen hinter sich. In der Regel können sie noch nicht laufen, was besonders Flugreisen vereinfacht. Viele Kinder werden dann auch noch gestillt, sodass man sich über die Fütterung der Raubtiere unterwegs nicht so viele Gedanken machen muss. Das wäre dann eine Sache weniger im riesigen Kofferhaufen.

In den ersten beiden Lebensmonaten würde ich das Reisen ausschließen. Da müssen sich Eltern und Kind erst einmal an die neue Situation gewöhnen. Gebt Euch allen diese Zeit.

Ab dem 3–5 Monat könnte man theoretisch schon Reisen. Die kleinen schlafen noch viel und werden in der Regel noch gestillt. Für kleine Reisen und Ausflüge eignet sich dieses Alter gut. Aber sie sollten auch nicht zu lange in der Autoschale liegen. Eine Fernreise wäre mir in dem Alter etwas zu früh gewesen.

Ab dem 8. und 9. Monat steigt der Bewegungsdrang, lange Autostrecken gehen dann meist nur in den Schlafenszeiten, Langstreckenflüge macht man am besten über Nacht.

Unser Sohn war genau 7 Monate, als wir unsere Reise angetreten haben. Morgens und Abends habe ich noch gestillt und tagsüber gab es Brei. Klar musste man etwas mehr mit sich herumschleppen, aber alles in allem fand ich das Alter super.

Wie lange sollte man verreisen?

Das ist natürlich ganz Euch überlassen. Aber die gemeinsame Elternzeit bietet sich sehr gut an eine längere Reise von 4 bis 8 Wochen oder sogar länger zu machen. Das Reisen mit Baby nimmt erheblich viel mehr Zeit in Anspruch. Man muss kürzere Etappen einplanen und Schlafzeiten berücksichtigen. Das schränkt den Radius der Aktivitäten am Tag schon sehr ein. Mit mehr Zeit kann man es eben ganz gemütlich und ruhig angehen lassen. Wir waren 6 Wochen unterwegs und im Nachhinein hätte ich 8 Wochen besser gefunden. Die Flugstrapazen sind schon nicht ganz ohne für Eltern und Kind und je mehr man sich zwischendurch erholen kann, desto besser. Plant Ihr einen längeren Auslandsaufenthalt, solltest Ihr allerdings unbedingt darauf achten, dass die gesetzlichen Krankenkassen lediglich für sechs Wochen im Krankheitsfall die Kosten übernehmen. Jede weitere Urlaubswoche musst Du privat versichern. Diese Regelung gilt allerdings immer – egal ob Ihr in der Elternzeit reist oder einfach so.

Was muss man beachten?

  • Gibt es ein Krankenhaus bzw. Kinderärzte in der Nähe
  • Welche Impfungen sind erforderlich
  • Gibt es bekannte Infektionskrankheiten wie Malaria oder Dengue Fieber
  • Wie weit ist der Flug und wie sind die Verbindungen
  • Wie groß ist der Zeitunterschied
  • Wie ist die Infrastruktur vor Ort?
  • Das Klima sollte nicht zu kalt sein aber auch nicht zu heiß
  • Was kann ich vor Ort mit einem Baby realistisch machen (Safari zum Beispiel sollte man nicht mit Kleinkindern oder Babys machen)
  • Wie oft kann bzw möchte ich die Unterkunft wechseln
  • Welches Reiseziel möchte ich mir noch erfüllen, was mit Kleinkindern erst mal nicht mehr möglich ist, Weil die Anreise zu beschwerlich oder zu teuer ist.
  • Braucht mein Kind einen Reisepass? (Achtung in den USA braucht man einen elektronischen Reisepass mit Foto)

Wohin soll die Reise gehen?

Es sollte ein Ziel/Land sein, wo Du Dich sicher und wohlfühlst. Sicherheit ist heutzutage so ein Thema für sich, aber es gibt natürlich Länder, die sind für eine Reise während der Elternzeit eher ungeeignet. Dazu gehören sicher diverse südamerikanische Länder, sowie andere gefährliche – oder Länder mit schlechter Infrastruktur. Außerdem solltest Du bei der Wahl des Ziels für Eure Elternzeitreise auf Impfempfehlungen achten! Unnötige Impfungen im Babyalter würde ich vermeiden. Ebenso wie eine Reise mitten im heißen Hochsommer, sofern es sich um südliche Reiseziele handelt.

Beliebte Fernreiseziele in der Elternzeit

Südafrika, Kanaren, Thailand, Seychellen, Malediven, Mauritius, Kanada, USA (besonders Florida), Australien, Neuseeland

Natürlich eignen sich auch alle europäischen Länder hervorragend, aber die habe ich nicht extra aufgeführt, da sie vermutlich eh zum normalen Reiserepertoire gehören werden in den nächsten Jahren. Innerhalb Europas kann man auch problemlos reisen, wenn die Kleinen schon Größer sind und man keinen Langstreckenflug auf sich nehmen möchte.

Fliegen mit Baby

Unter zwei Jahren dürfen Babys in der Regel kostenlos oder gegen eine kleinen Gebühr auf dem Schoss der Eltern mitreisen. Bei Langstreckenflügen kann man je nach Airline bei Babys bis zu 67/70 cm und 8–11 Kilo in der Regel kostenlos ein Babybett (Bassinett) reservieren. Leider bedeutet das nicht, dass man mit Reservierung sicher eins bekommt. Hier gibt es das first come, first serve System. Reisen also mehr Babys mit, als es Bettchen gibt, kann es sein, dass man keines bekommt. Verlasst Euch daher nicht darauf. Möchte man den Autositz oder die Babyschale im Flugzeug als Kindersitz, muss man theoretisch einen Sitzplatz kaufen. Wir haben allerdings sehr gute Erfahrung damit gemacht vorher einfach zu fragen, ob der Flieger ausgebucht ist und wenn nicht, ob man ggf. einen weiteren Sitz für das Baby nutzen darf. Das hat bei uns bei fast allen Flügen geklappt. Fragen lohnt sich also.

Theoretisch darf man nur Autositze und Babyschalen im Flugzeug als Kindersitze nutzen, wenn Sie durch den TUV zertifiziert sind und einen Aufkleber “For use in Aircraft” tragen. Ob Euer Kindersitz geeignet ist, könnt Ihr hier erfahren: TÜV Rheinland.

Achtung in einigen Ländern, wie in den USA, gilt ein eigenes Zertifikat. Wir sind aber unsere gesamte Reise durch die USA auch mit unserem nicht zertifizierten Maxi Cosi durchgekommen. Aber sicherlich haben wir die ein oder andere Regulierung gebrochen. Das Risiko müsst Ihr also selber eingehen.

Jeder, der schonmal mit einem Baby oder Kleinkind geflogen ist weiß, dass es fast unmöglich ist Kinder über ein Jahr für mehr als 2 Stunden auf dem Schoss zu halten – Geschweige denn für einen Langstreckenflug von über 10 Stunden. Ich würde daher wirklich empfehlen bei längeren Flügen spätestens ab dem 18 Monat einen eigenen Sitzplatz zu reservieren. Beim Start und bei der Landung müssen Kinder bis zwei Jahren mit einem Loop-Belt auf dem Schoss eines Elternteils.

Eine weitere Alternative bietet der CARES Gurt, der in Kombination mit einem eigenen Sitz funktioniert. Der CARES Gurt ist Kinderrückhaltesystem für Kinder bis zu einem Meter und zwischen 10 und 20 Kilo. Der Gurt wird vom deutschen Luftfahrtbundesamt empfohlen und ist durch die britische, amerikanische und kanadische Luftbehörde zertifiziert. Wir haben ihn noch nie ausprobiert, aber bisher nur Gutes gehört. Allerdings kennen nicht viele Airlines dieses System, daher sollte man unbedingt das Zertifikat mitnehmen und im Notfall vorzeigen. Der Gurt ist auch nicht ganz günstig und kostet bei Amazon 99 Euro.

Was gehört in den Koffer?

Reisepass (Achtung in den USA braucht man sogar einen elektronischen Reisepass mit Bild. Den muss man mindestens 6 Wochen vorher beantragen)

Kinderwagen (ist das Kind groß genug für einen Buggy oder muss es der Kinderwagen sein? Achtung hier streiten sich die Experten. Manche sagen Kinder können ab dem 6. Monat im Buggy bzw. Sportsitzt sitzen. Andere sagen Kinder sollten bis 1 Jahr idealerweise im Kinderwagen liegen. Wir haben uns an die Faustregel gehalten, dass sobald Charly alleine sitzen konnte, ein Sportsitz mit Liegefunktion OK ist. Die Frage nach Buggy oder Kinderwagen ist so wichtig, weil ein Kinderwagen natürlich unglaublich wuchtig ist im Transport. Wir hatten damals den Kinderwagen mit Sportsitz mit. Das Ganze in einem riesigen Koffer verpackt. Der Kinderwagen kam gerade mal 4x zum Einsatz, da wir ihn meistens im Tuch getragen haben. Mittlerweile haben wir einen Buggy von EasyRider. Ein Traum, wenn man viel reist, da man ihn als Handgepäck mit an Board nehmen kann.

  • Koffer für den Kinderwagen
  • Genug Windeln für die erste Woche
  • Feuchttücher
  • Babydecke
  • Babyschale / Autositz: Die Babyschale hat den Vorteil, dass man sein Kind oft auch im Flugzeug darin liegen lassen kann. Achtung: in manchen Ländern wie die USA gibt es eine spezielle Norm für Autositze. Wir haben das aber ignoriert und sind sehr gut mit der Babyschale durchgekommen.
  • Tragetuch
  • Sonnenhut
  • Sonnentuch
  • Sonnencreme für Babys
  • Spielzeug
  • Premilch
  • Gläschen mit Babynahrung für etwa eine Woche
  • Thermobecher
  • Thermoskanne
  • Spucktücher

Was gehört ins Handgepäck?

  • 6 Windeln und Feuchttücher
  • 3 einmal-Wickelunterlagen
  • Nasentropfen für einen besseren Druckausgleich
  • 2 Spucktücher
  • Babydecke
  • Thermoskanne mit heißem Wasser
  • 2 Flaschen
  • Premilch
  • 4 Gläschen (viele Airlines haben Gläschen für Babysnachfragen lohnt sich)
  • etwas Spielzeug
  • Gff. Spieluhr
  • 2 Sets Wechselklamotten
  • Tragetuch
  • IPad (bei Kindern ab 3)

Gepäckregelung bei Reisen mit Kindern

Das Beste vorab: Beim Fliegen mit Babys und Kleinkindern sind Flüssigkeiten über 100ml erlaubt. Du darfst also auch genügend Flüssigkeiten und Babynahrung mit ins Flugzeug nehmen. Viele Airlines haben Babynahrung an Board. Ich würde mich aber nicht darauf verlassen. Wir hatten immer ca. 6 Gläschen Babynahrung und 1 Liter Wasser in einer Thermoskanne dabei. Bei der Gepäckkontrolle im Securitycheck muss man die Babynahrung auspacken und prüfen lassen, aber es gab nie Problem.

In der Regel haben Kinder bis zum zweiten Lebensjahr ein Gepäckstück mit bis zu 23 kg Gewicht frei. Zudem darf man einen Kinderwagen in einem Kinderwagenkoffer und ein Babyreisebett kostenlos aufgeben. Ein Autositz oder ein faltbarer Buggy bzw. Kinderwagen oder eine Babyschale dürfen kostenlos als Handgepäck mitgeführt werden. Jede Airline hat seine eigenen Gepäckvorgaben, aber in der Regel orientieren sich die Meisten an den genannten Angaben. Also keine Sorge, es kommt alles mit.

Was gehört in die Reiseapotheke?

  • Nasentropfen für den Druckausgleich im Flugzeug
  • Babix bei Schnupfen
  • Iboprofen als Zäpfchen oder Saft
  • Belladonna Kügelchen gegen Fieber
  • Wunddesinfektionsmittel
  • Pflaster und Mullbinden für kleinere Wunden
  • Nagelschere, Pinzette und Zeckenzange
  • Fieberthermometer
  • Bewährte Durchfall-Medikamente (Perenterol Kids®)
  • Elektrolytpulver gegen Dehydrierung bei Durchfall
  • Kinder-Nasenspray, besonders für Flugreisen
  • Hustensaft
  • Entzündungshemmende Salbe
  • Kinder-Sonnenschutz, min. LSF 20
  • Impfpass
  • Silicea bei leichten Hautverletzungen
  • Lefax Pumpliquid®– gegen Blähungen ist sehr einfach in der Handhabung
  • Kochsalzlösung 0,9% Ampullen – gegen Schnupfen / zum Befeuchten der Nase
  • Dentinox Gel® – gegen Zahnungsbeschwerden enthält Kamille und betäubt leicht
  • Multilind Salbe® – gegen Hefepilz (Windelbereich)
  • Penatenwundcreme® und Panthenol Salbe – gegen wunden Po
  • Heilwolle – wenn Dein Baby häufiger mit wundem Po zu tun hat
  • Babylax® – gegen Verstopfung
  • Stichfrei® – als Vorbeugung gegen Insektenstiche für Säuglinge ab 2 Monate
  • Fenistil Gel® oder Bite away® – gegen Insektenstiche

Tipps, wie man einen Langstreckenflug mit Baby überlebt

Der beste Tipp, den ich geben kann, ist eine gute Verbindung über Nacht mit möglichst wenigen Zwischenstopps zu fliegen. Platz spielt auch eine entscheidende Rolle. Natürlich ist es einen Kostenfrage, aber wenn es geht, bucht für das Kind einen extra Sitz. Ein Baby 10 Stunden auf dem Schoss zu haben ist sehr anstrengend. Und Ihr glaubt gar nicht, wie schwer Babys werden können, wenn sie mehrere Stunden bei Dir auf dem Arm liegen.

Bücher und Spielzeug dürfen natürlich nicht fehlen. Ich kaufe immer eine Sache neu, sodass es immer etwas zu entdecken gibt. Mit 2 Jahren haben wir auch damit angefangen ihm für kurze Zeit das iPad mit einer altersgerechten Wimmelapp von Wunderkind zu geben. Ich würde es aber nicht übertreiben, denn Medien überfordern die Kleinen auch schnell.

Und wenn das Kind dann doch mal weint, einen kühlen Kopf bewahren und über die genervten Gesichter der Nachbarn hinwegsehen. Kinder gehören zum Leben dazu und manchmal weinen sie eben. Je weniger man sich stressen lässt, desto schneller lassen sich Kinder auch wieder beruhigen.

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